Fakten über das Leitfadeninterview
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Das Interview im Allgemeinen und das Leitfadeninterview im Besonderen haben im Vergleich zu anderen Methoden der qualitativen Forschung einen sehr hohen Stellenwert, da sie am häufigsten durchgeführt werden (vgl. Diekmann 2016: 435) und auch für Bachelorarbeiten, Masterarbeiten oder andere Abschlussarbeiten sehr beliebt sind. Als Leitfadeninterview werden alle Interviewformen bezeichnet, bei denen dem Interviewer bei der Durchführung ein Leitfaden zur Verfügung steht (vgl. Flick 2016: 113).
Der Leitfaden, der für ein Leitfadeninterview verwendet wird, dient dem Interviewer als „Orientierungshilfe und Gedächtnisstütze und enthält sämtliche wichtige Fragen, sowie Hinweise, wie einzelne Frageblöcke eingeleitet werden sollten“ (Stigler; Felbinger 2012: 141).
Darüber hinaus strukturiert der Leitfaden das Gespräch bei einem Leitfadeninterview mehr oder weniger strikt (vgl. ebd.). Die wichtigsten Merkmale eines Leitfadeninterviews, die du in deiner Bachelorarbeit oder Masterarbeit beachten solltest, werden in der folgenden Tabelle zusammen gefasst (vgl. Lamnek 1993: 64):
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Häufig gesucht: Exposé
Das Erstellen eines Interviewleitfadens benötigt einige Vorarbeit und auch Kenntnisse über das Forschungsgebiet. Daher ist zunächst eine Analyse des Problems, zu dem erforscht werden soll, ganz wichtig. Aus dieser Vorbereitung erfolgt dann eine Themenstellung. Aus den zentralen Aspekten der Themenstellung werden dann die Fragen für das Leitfadeninterview entwickelt (vgl. Stigler; Felbringer 2012: 142).
Grundsätzlich gilt, ein Leitfaden sollte „so offen und flexibel […] wie möglich, so strukturiert wie aufgrund des Forschungsinteresse notwendig“ (Helfferich 2011: 181) sein.
Wenn du beim Erstellen eines Leitfadens für dein Leitfadeninterview die folgenden Punkte berücksichtigst, kann der Befragte seine Alltagserfahrungen über Zusammenhänge so darstellen, dass sie als eine brauchbare Interpretationsgrundlage für dein Forschungsvorhaben dienen können (vgl. Lamnek; Krell 2016: 328):
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Tipp: Die vier Schritte Sammeln, Prüfen, Sortieren und Subsumieren (SPSS) können dir bei der Erstellung deiner Interviewleitfadens helfen.
Nicht jede Frage ist gleich. Grundsätzlich wird zwischen offenen und geschlossenen Fragen unterschieden. In deinem Leitfadeninterview solltest du überwiegend offene Fragen verwenden. Offene Fragen geben die Antworten der Befragten nicht vor, die Antworten können demnach auch nicht in „ein vorgegebenes Antwortschema eingeordnet werden“ (Lamnek; Krell 2016: 327).
Die folgenden Beispiele verdeutlichen den Unterschied zwischen offenen und geschlossenen Fragen und deren Wirkung auf den Informationsgehalt.
Beispiel für eine offene Frage im Leitfadeninterview (vgl. Lamnek; Krell 2016: 327):
Frage: Was halten Sie von der Todesstrafe?
Antwort: Eigentlich bin ich dagegen, aber weil in unserer Zeit immer mehr Kapitalverbrechen begangen werden, sollte an die Todesstrafe wieder einführen. Man muss die Bevölkerung vor Mördern schützen.
Beispiel für eine geschlossene Frage im Leitfadeninterview (vgl. Lamnek; Krell 2016: 326):
Frage: Sind Sie für oder gegen die Todesstrafe?
Antwort:
Die folgende Tabelle zeigt die wichtigsten Fragetypen und wann du welche Frage in deinem Leitfadeninterview einsetzten solltest (vgl. Helfferich 2011: 102ff.):
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Häufig gesucht: Prüfungsangst
Die Durchführung eines Leitfadeninterviews erfolgt in vier Schritten. Was du dabei zu beachten hast, zeigt dir die folgende Tabelle:
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Für die Datenanalyse kannst du dich an die Schritte von Kuckartz (2016: 100) halten, die in der folgenden Grafik dargestellt sind.
Häufig gesucht: Fragebogen Erstellen
Folgendes Bild verdeutlicht den theoretischen Ablauf eines Leitfadeninterviews:
Bei der Erstellung eines Leitfadens für ein Leitfadeninterview in der Bachelorarbeit oder Masterarbeit kannst du dich an dem folgenden Leitfaden zu „Wohnformen und Versorgungssituation im Alter“ orientieren (vgl. Lamnek; Krell 2016: Online Material):
Der Leitfaden, wie du ihn in einem Leitfadeninterview für Bachelorarbeit und Masterarbeit gebrauchst, kann ein unterschiedlich hohes Maß an Strukturierung aufweisen. Die Befragten sind also entweder aufgefordert, das Gespräch selbst zu lenken oder werden vom Interviewer gelenkt. Unterschieden wird zwischen
Die folgende Abbildung zeigt, dass sich das Leitfadeninterview auf dem halb-standardisierten Niveau bezüglich der Strukturierung des Erhebungsinstrumentes und der Information befindet.
Unter den Oberbegriff „Leitfadeninterview“ fallen unterschiedliche Typen, wie unter anderem das
Die unterschiedlichen Typen von Leitfadeninterviews haben auch unterschiedliche Anwendungsbereiche. Die folgende Tabelle zeigt die häufigsten Typen von Leitfadeninterviews und deren Anwendungsbereich (vgl. Flick 2016: 113ff.):
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Die Wahl des Leitfadeninterviews als qualitative Forschungsmethode in deiner empirischen Bachelorarbeit oder empirischen Masterarbeit beeinflusst immer auch deine Forschungsergebnisse. Es ist nämlich gut möglich, dass du andere Ergebnisse bekommst, wenn du kein Leitfadeninterview durchführst, sondern ein anderes Erhebungsinstrument verwendest.
Außerdem müssen alle Schritte der Durchführung eines Leitfadeninterviews für andere Forscher nachvollziehbar gestaltet sein (vgl. Flick 2016: 198). Daher ist es das Herz deiner Bachelorarbeit oder Masterarbeit mit Leitfadeninterview, dass du die Wahl des Leitfadeninterviews gut begründest.
Folgende Tabelle zeigt die Vor- und Nachteile eines Leitfadens bei einem Leitfadeninterview (vgl. Lamnek; Krell 2016: 323; Stigler; Felbinger 2012: 141f.):
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Als Begründung für eine qualitative Untersuchung mithilfe des Leitfadeninterviews kannst du folgende Aspekte nennen:
Bacher; Horvarth (2011). Einführung in die Qualitative Sozialforschung. Linz: Johannes Kepler Universität Linz.
Diekmann, A. (2016). Empirische Sozialforschung. Grundlagen, Methoden, Anwendungen. 10. Aufl., Hambug: rowohls enzyklopädie.
Flick, U. (1995). Handbuch qualitativer Sozialforschung. Grundlagen, Konzepte, Methoden und Anwendungen. Weinheim: Beltz, Psychologie Verlags Union.
Flick, U. (2016). Sozialforschung. Methoden und Anwendungen. Ein Überblick für die BA-Studiengänge. 3. Aufl. Hamburg: rowohlts enzyklopädie.
Girtler, R. (2001). Methoden der Feldforschung. 4. Aufl. Wien, u.a.: Böhlau-Verl.
Gläser, J.; Laudel, G. (2010). Experteninterviews und qualitative Inhaltsanalyse. Wiesbaden: VS.
Helfferich, C. (2011). Die Qualität qualitativer Daten. Manual für die Durchführung qualitativer Interviews. Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften.
Hoffmann-Riem, C. (1980). Die Sozialforschung einer interpretativen Soziologie. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie. 32. S. 339-372.
Kleining G. (1988). Wie ist kritisch die Sozialforschung möglich? In: Deichsel, A.; Thuns, B. (Hrsg.). Forschen und Möglichkeiten des Sozialen. Hamburg.
Koolwijk, J. v. (1974). Erhebungsmethoden. Die Befragung. Band 4. München, u.a.: Oldenbourg.
Kuckartz, U. (2016): Qualitative Inhaltsanalyse. Methoden, Praxis, Computerunterstützung. Band 1, 4. Aufl. S. 1-97. München; Wien.
Lamnek, S. (1993). Methoden und Techniken. Qualitative Sozialforschung. Band 2. Wenheim: Beltz.
Lamnek, S; Krell, C. (2016). Qualitative Sozialforschung. 6. Aufl. Weinheim; Basel: Beltz.
Langer, J. (1985). Das persönliche Gespräch als Weg in der psychologischen Forschung. Zeitschrift für personenzentrierte Psychologie und Psychotherapie. 4. S. 447-457.
Mayring, P. (2016). Einführung in die qualitative Sozialforschung. Eine Anleitung zu qualitativem Denken. 6. Aufl. Weinheim; Basel: Beltz.
Merton, R. K.; Kendall, P. I. (1956). The Focused Interview. A manual of problems and procedures. New York; London: The Free Press.
Meuser, M.; Nagel, U. (1991). Experteninterview. Vielfach erprobt, wenig beachtet. Ein Beitrag zur qualitativen Methodendiskussion. In Granz, D.; Kraimer, K. (Hrsg.). Qualitativ-empirische Sozialforschung. Konzepte. Methoden. Analysen. Opladen: Westdt. Verl.
Schütze, F (1977). Die Technik des narrativen Interviews in Interaktionsfeldstudien. Dargestellt an einem Projekt zur Erforschung von kommunalen Machtstrukturen. Bielefeld: Arbeitsberichte und Forschungsmaterialien.
Stigler, H.; Felbinger, G. (2012): Der Interviewleitfaden im qualitativen Interview. In: Stigler, H; Reicher, H. (Hrsg.): Praxisbuch Empirische Sozialforschung in den Erziehungs- und Bildungswissenschaften. S. 141-146. Innsbruck; Wien; Bozen: Studien Verlag.
Vogt, S.; Werner, M. (2014). Forschen mit Leitfadeninterviews und qualitativer Inhaltsanalyse. Fachhochschule Köln, aufgerufen am 09.03.2018 auf https://www.f01.th-koeln.de/imperia/md/content/sozialearbeitplus/skript_interviewsqual_inhaltsanalyse.pdf
Witzel, A. (1982). Verfahren der qualitativen Sozialforschung. Überblick und Alternativen. Weinheim: Beltz.
Zelewski, S. (2008). Grundlagen. In: Corsten, H.; Reiß, M. (Hrsg.). Betriebswirtschaftslehre. Frankfurt; New York: Campus Verlag.